Eine Nachhaltigkeitsperspektive für das Dienstleistungsmanagement

Helge Löbler, Universität Leipzig

Die Rolle des Dienstleistungsmanagements kann nur gestärkt werden, wenn es die natürlichen Dienstleistungen integriert

Wenn man bedenkt, dass das Thema der ökologischen Nachhaltigkeit in Politik und Gesellschaft inzwischen eine führende Rolle einnimmt, ist es doch überraschend, wie wenig sich die deutschsprachige Forschung im Dienstleistungsmanagement hier einbringt. Die deutschsprachige Forschung im Dienstleistungsmanagement ignoriert überdies, dass sich die ökologische Forschung seit einigen Jahrzehnten mit den Dienstleistungen der Natur, den sogenannten Ökosystem Dienstleistungen befasst, um das Management von Ökosystem Dienstleistungen möglichst nachhaltig zu gestalten. Zwar bemüht sich die Ökosystem Dienstleistungsforschung seit mindestens zwei Jahrzehnten darum, den Wert der natürlichen Dienstleistungen zu erfassen. Leider spielt dabei die Internalisierung über Zertifikate Handel keine zentrale Rolle, obwohl durch eine sukzessive Entwertung solcher Zertifikate der Preis zu einem angemessenen Knappheitssignal werden könnte.

Eine Dienstleistungsforschung, die diese Perspektive ernsthaft aufgreifen würde, könnte sich allerdings nicht mehr als reine Betriebswirtschaftslehre im engeren Sinne verstehen. Sie müsste volkswirtschaftliche, politische und ökologische Felder integrieren. Damit könnte die Dienstleistungsforschung allerdings eine neue gesellschaftliche Relevanz erhalten. Da es bereits erste Ansätze zu einer Konzeptionalisierung gibt, könnte hierauf aufgebaut werden. So hat Löbler (2017) die Gemeinsamkeiten der Dienstleistungskonzepte verschiedener Disziplinen zusammengeführt. Service wir dabei erstens in der Biologie der Symbiose adressiert und beinhaltet Dienstleistungen, die nicht auf den Menschen bezogen sind. Zweitens wird Service in der Ökologie diskutiert, wo Ökosysteme (Natur) dem Menschen Dienste anbieten.

Löbler (2017) identifiziert vier Gemeinsamkeiten in den Dienstleistungskonzepten (DLM, Symbiose, Ökosystem Dienstleistungen)

1) Ressourcen werden integriert (verwendet oder verbraucht), wenn Service bereitgestellt wird

2) Ressourcen werden transferiert bzw. getauscht

3) Ressourcen werden transformiert/verändert

4) Wert (bzw. Überleben) ist kontextabhängig

Zu 1) Alle Dienste können nur durch die Verwendung irgendeiner Art von Ressource erbracht werden, sei es materiell (Land, Saatgut, Nahrung usw.) oder immateriell (Sonnenlicht, Informationen, Wind usw.).

Zu 2) Im Allgemeinen werden Ressourcen ihrer Verwendung durch Transfer oder Austausch zugeführt (ebenda).

Zu 3) Ressourcen werden nicht um ihrer selbst willen integriert (verwendet, verbraucht) werden, sondern für eine Transformation in dem Zustand eines Serviceempfängers, wobei der Empfänger in der Regel (aber nicht immer) die Ressourcen auch transformiert (verbraucht oder verschleißt) (ebenda).

Zu 4) Die durch Service emergierende Zielgröße Wert oder Überleben ist immer kontextabhängig. Dienstleistungen erweisen sich in unterschiedlichen Umfeldern unterschiedlich hilfreich (ebenda).

Schließlich definiert Löbler auf dieser Grundlage Service als einen fortlaufenden Transfer-Transformations-Prozess, bei dem die Transformation die Entropie in der sich verändernden Entität niedrig hält (Überlebenssicherung). In Systemen, in denen Menschen beteiligt sind, kommt zur Überlebenssicherung der Wert Kokreation hinzu.

Auf dieser Grundlage können die Dienstleistungsforschung und das Dienstleistungsmanagement das dringende und wichtige Thema der Nachhaltigkeit integrieren und zu ihrem Gegenstand machen.

Helge Löbler, Universität Leipzig

Quellenangaben:

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