Resilienz
Wie Menschen und Organisationen mit Rückschlägen umgehen
Martin Högl, Ludwig-Maximilians-Universität München
Rückschläge prägen die Realität von Menschen und Organisationen wahrscheinlich ebenso wie deren Erfolge das tun. Das Konzept der Resilienz hilft zu verstehen, unter welchen Bedingungen sich Menschen und Organisationen schneller davon erholen oder gar gestärkt aus Rückschlägen hervorgehen.
Kein Individuum, kein Team, keine Organisation eilt stets nur von Erfolg zu Erfolg. Auch einschneidende Rückschläge gehören zur Realität. Und der Langfristerfolg hängt vielleicht ganz besonders davon ab, wie wir durch solche Episoden signifikanter Widerstände kommen. Genau hier setzt das Konzept der Resilienz an. Im Unterschied zur Stressbewältigung geht es bei der Resilienz jedoch nicht um normale und alltägliche Belastungen, für die Menschen und Organisationen ihre unterschiedlichen Bewältigungsstrategien entwickelt haben. Vielmehr bezieht sich das Konzept der Resilienz auf außergewöhnliche Rückschläge oder Widrigkeiten, die spürbar über das normale Maß an alltäglichen Belastungen hinausgehen. Nehmen wir z.B. den Dieselskandal der Automobilindustrie, der sicherlich weit außerhalb der normalen Stressbelastung der betroffenen Organisationen und Personen lag und für dessen Bewältigung auch keine vorgefertigten Skripte oder Strategien vorlagen. Wie in Resilienz-erfordernden Situationen üblich, betrat man hier Neuland – und natürlich bieten sich dadurch auch Möglichkeiten des Lernens – um so letztlich gestärkt aus diesen Episoden hervorzugehen.
Nun könnte man solch markante Rückschläge wie den Dieselskandal auf mangelhaftes Risikomanagement oder unzureichende Krisenplanung zurückführen, aber dergleichen Ansätze müssen hinsichtlich des dafür notwendigen Aufwands und der geringen Eintrittswahrscheinlichkeit einer Vielzahl von verschiedenen möglichen Widrigkeiten und Rückschläge auf ihre ökonomische Sinnhaftigkeit hin geprüft werden. Kurzum, Resilienz als ‚Come-back-Fähigkeit‘ dürfte zukünftig noch deutlich an Relevanz zunehmen, so die Arbeitsrealitäten von Menschen und Unternehmen zunehmend komplexer und volatiler werden und somit Risiken noch weniger planbar machen. Dabei scheint es auch von zentraler Wichtigkeit, Resilienz nicht zur Ausrede werden zu lassen, wenn Dinge schief gehen (nach dem Motto, „Ist der Rückschlag zu stark bist Du zu schwach“), sondern Resilienz auch als Prozess zu betrachten, bei dem Menschen in Team- oder Unternehmenskontexten agieren, die resilientes Verhalten erschweren oder begünstigen können. Unternehmen und ihre Mitarbeitenden vorausschauend wetterfest zu machen und durch einschneidende Rückschläge umsichtig zu begleiten ist eine zentrale Führungsaufgabe – gerade für die Zukunft.