(Portfolio-)Matrix und Realität
Matthias Brauer, Universität Mannheim
Die Geschäftsportfolioanalyse ist das zentrale Werkzeug bei der Entwicklung von Unternehmensstrategien. Ob die Portfoliomatrix die Realität oder eine Scheinwelt abbildet, hängt von der intellektuellen Ehrlichkeit seiner Nutzer ab. Ob die Matrix dabei hilft, Wert zu schaffen, hängt von deren professioneller Anwendung ab.
Was bewahrt vor der ganz großen Unternehmenskrise?
Natürlich – die systematisch angewandte Portfolioanalyse.
So proklamieren es zumindest die Strategieberater,
verehrt wird Bruce Henderson von diesen als Übervater.
Aktive Investoren zeigen hingegen mit der Portfolioanalyse:
Es ist höchste Zeit für die Unternehmensdialyse.
Eineindeutig zeigt die Matrix:
„Das mit dem Konglomerat – das war nix.“
Der CEO versucht daraufhin so manche Tricks.
Die harte Realität zeigt jedoch noch immer die Matrix:
„Der schwerfällige Tanker,
der muss werden agiler und schlanker!“
SGEs* freuen sich über Labels wie Cash Cows oder Stars,
für die armen Hunde allerdings heißt’s: Das war’s!
In Fragezeichen wird selektiv investiert,
die Marktposition von Cash Cows konsolidiert.
Normstrategien greifen jedoch oft zu kurz,
denn der Realität ist die Matrix schnurz.
Es gilt zu erkennen: Die Matrix unterstützt den Unternehmenslenker,
befreit ihn jedoch nicht von der Pflicht als kreativen Denker.
Es gilt Trends in Märkten vor anderen zu erkennen
statt blind der Herde hinterherzurennen.
Es gilt mögliche Zukünfte zu simulieren,
kreative Wege zu finden, um arme Hunde zu reanimieren.
Es gilt eine langfristige Portfoliologik zu definieren
statt Quartalszahlen zu optimieren.
Die Portfoliomatrix bleibt somit ein Werkzeug wie jedes andere auch:
Mächtig in den Händen des reflektierten Anwenders,
nutzlos in den Händen des opportunistischen Blenders.
*Strategische Geschäftseinheiten